Nachhaltigkeit ist kein regionales Thema

In Gesprächen mit Kunden sind Nachhaltigkeit, Transparenz der Lieferkette, CSR oder Kreislaufwirtschaft mit die bestimmenden Themen.

Sehr häufig stellen wir dabei fest, dass die Sichtweise vieler kaufbereiter Unternehmen oder Institutionen die Komplexität der textilen Kette außer Acht lässt und sehr oft bei neuen Projekten oder auch in Ausschreibungen ausschließlich europäische Produktion gefordert wird. Die geographischen Grenzen entsprechen dabei nicht jenen der EU, vielmehr werden darunter meist auch alle Länder Südost-Europas inklusive der Türkei verstanden.

Es geht plötzlich nicht mehr darum, unter welchen Umständen produziert wird, vielmehr wird der Standort der Bekleidungsproduktion zum Hauptkriterium. Viele Produkte können und sollten sinnvollerweise regional beschafft werden, die Vorstellung, dass dies auch für Bekleidung im selben Ausmaß gilt, ist jedoch irreführend. Gerne verweisen wir dazu auch auf unseren Blogbeitrag  über nachhaltig produzierte Bekleidung.

Unserer Meinung nach kann und darf sich Nachhaltigkeit nicht ausschließlich auf regionale, nationale oder europäische Fertigung beziehen. Nachhaltigkeit heisst, unser aller ökologisches und ebenso ökonomischen Handeln so zu gestalten, dass für alle gegenwärtigen und zukünftigen Generationen gleiche oder idealerweise bessere Lebensbedingungen gewährleistet sind. Und dies nicht nur vor der Haustür, sondern überall.

In der Textil- und Bekleidungsindustrie gibt es mittlerweile eine Reihe von vielversprechenden Recyclingaktivitäten und dies erfreulicherweise weltweit, natürlich auch in Europa. Im Moment sind manche dieser neuen Techniken noch nicht für große Mengen bereit, ebenso gibt es noch große Herausforderungen für Multifaser-Mischungen, also Bekleidungsteilen aus mehreren Rohstoffen, aber die nächsten Jahre werden in allen Bereichen spannende neue Möglichkeiten bieten.

Aber wie wir es auch drehen und wenden, der weltweite Bedarf an textilen Rohstoffen wird selbstverständlich nicht zurückgehen und die bedeutendsten Materialien wie Baumwolle oder Polyester lassen sich nicht regional beschaffen.

Um dem Faktor Ökologie gerecht zu werden, gilt es jene Initiativen zu fördern, welche sich mit biologischer oder zumindest gentechnikfreier, nachhaltiger Baumwolle beschäftigen, es gilt, strenge Umweltschutzmaßnahmen für Faserproduktionen zu implementieren, und zwar unabhängig von deren Standorten. Begrüßenswert sind ebenso Investitionen in Fasern aus natürlichem Material wie zum Beispiel die aus Zellulose produzierte Tencel Fasern des österreichischen Unternehmens Lenzing AG. Die neue Produktion in Thailand ist ein sehr gutes Beispiel für eine umweltschonende Produktionsstätte.

Der Faktor Ökonomie ist in einer Gesamtbetrachtung allerdings ebenso von entscheidender Bedeutung. Ein Bestehen auf europäische Produktion – zumindest bei Garnen, Stoffen und fertig konfektionierten Textilien oder Bekleidung – bedingt, dass die Preisgestaltung faire Löhne auf allen Stufen der textilen Kette ermöglicht. Leider stellen wir sehr häufig fest, dass diese Voraussetzung völlig negiert wird und Unternehmen und Institutionen europäische Fertigung und ein asiatisches Preisniveau erwarten. In diesem Zusammenhang verweisen wir erneut auf die Arbeit der Clean Clothes Campaign (https://cleanclothes.org/poverty-wages).

Jene Unternehmen, mit welchen wir zusammenarbeiten, sind nicht nur entsprechend geprüft und zertifiziert, diese Unternehmen sind Vorzeigeunternehmen in ihren jeweiligen Ländern, Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility inklusive existenzsichernder Löhne sind Teil der Unternehmensphilosophie und diese können aufgrund der von uns gebotenen Lieferkettentransparenz jederzeit von unseren Kunden geprüft werden.

An potenzielle Kunden und an ausschreibende Institutionen richten wir die Bitte, sich bei anstehenden Bekleidungs-Beschaffungsprojekten nicht einfach von falsch verstandenen Nachhaltigkeitsargumenten leiten zu lassen. Es bedarf einer globalen Sichtweise und wir sind immer gerne bereit, unser Verständnis und unsere Argumente in Diskussionen darzulegen.